Was Carmen denkt:
„Wie fühlt man sich an einem wunderschönen Frühlingstag in der S-Bahn, wissend, dass der Liebste nach elendig langen Wochen gleich wieder in Berührungsweite auftaucht? Richtig. Man lernt, dass jede Station ca. 3 Minuten von der Nächsten entfernt liegt. Und, dass jede Minute aus 60 Sekunden besteht. Und, dass Sekunden, diese fiesen Dinger, aber auch ganz schön lange Zeiteinheiten sein können.“
Ich musste ja selbst ganz schön schmunzeln, als mich Facebook vor ein paar Tagen an diesen Post von März 2017 erinnert hat. Von der Sbahn-Station Prenzlauer Allee bis zu der Ecke, an der wir uns verabredet hatten, dauerte es übrigens gefühlt ebenso lange – aber auf aufregende und prickelnde Art und Weise. Die Blumen dufteten, die Sonne kitzelte, der laue Wind spielte mit Haaren und Kleidchen, die ganze Welt schien vor Verliebtheit und Vorfreude mit mir um die Wette zu strahlen. Es war der erste Tag in diesem Jahr, der sich so richtig nach Frühling anfühlte – es war fast so, als wäre der Frühling gemeinsam mit ihm in Berlin gelandet. Und dann hatten wir uns auch wieder in den Armen, mein Liebster und ich. Nach fast einem Jahr der „Liebe auf Distanz“, wie das Antje Schomaker und Revolverheld singend so schön bezeichnen.
Nach anfänglicher Honeymoon-Phase war natürlich klar, dass auch wir wieder ersten Spannungen und kleinen Konflikten begegnen würden – wäre ja auch langfristig langweilig, wenn nicht – so sehe ich das zumindest. Und so kam es, dass wir uns irgendwann tatsächlich über den Frühling streiten würden – ja – kein Scherz. Im Gegensatz zu mir und den meisten anderen in Berlin Lebenden hatte er die letzten Monate nämlich immer an Orten gearbeitet, an denen es, zumindest wärmetechnisch, bereits schon eine ganze Weile Frühling oder sogar Sommer war – Nach Sonne und Wärme lechzend zog es mich damals jedoch beinahe magnetisch zu jeder Gelegenheit nach draußen. Ich war einfach so glücklich über diese neue Jahreszeit und darüber, dass ich sie gemeinsam mit ihm erleben durfte. Live – und ganz real. Wer mich etwas besser kennt – der weiß auch, dass ich meine Freude in solchen Momenten kaum bis gar nicht für mich behalten kann. Und so entstanden auch damals, an diesem Sonntag auf dem Balkon, ganze Freuden-Reden, die ich anschließend unbedingt verbal von ihm verbal bestätigt haben wollte. Meine Wunschvorstellung von unserem Gespräch klang ungefähr so:
Ich: „Wow – ist das schön heute!“– Er: „Ja, aber wirklich – einfach wunderbar!“ Ich: „Wie die Bäume blühen!“ Er: „Und dieser Duft in der Luft – endlich ist der Frühling da!“ Ich: „Aber echt. Das Leben ist schön.“ Er: „Ja, das ist es.“
Unser Gespräch verlief allerdings eher so: Ich: „Wow – ist das schön heute. Ab nach draußen mit uns!“ Er: „Hm. Ich glaub’ mir reicht das hier auf dem Balkon.“ Ich: „Echt jetzt?! Aber schau wie schön es draußen ist!“ Er: „Ja, eh!“ Ich: (komplett überfordert mit dieser Antwort – seltsam dreinschauend). Er: „Naja, ich hatte das ja schon alles die letzten Monate. Und Du weißt ja – mein Heuschnupfen.“ Ich: (verständnisvoll aber beleidigt dreinschauend.) – und so weiter und so fort. Irgendwann nahm dieses Gespräch tatsächlich Streitcharakter an – ich glaube, wir mussten allerdings beide schon die ganze Zeit über versteckt und „heimlich“ über die Absurdität dessen lachen. Und so begann ich aufzuschreiben:
„Wir haben frei heut’ – sitzen draußen – Blumen duften, Sonnenschein – doch wir starren nur genervt in uns’re Erdbeerminzgemische rein. Hab’ zu oft gesagt, wie schön er ist, der Frühling in Berlin,…“ – Nachdem er meinen Liedtext gelesen hatte, kamen zwar noch ein paar weitere Diskussionsthemen an’s Licht, unser Tag verlief anschließend jedoch sehr viel heiterer. Wie unser Tag denn genau weiter verlief und welche Diskussionsthemen es denn noch gab – tja, also das erfahrt Ihr, wenn Ihr in dieses, unseres, Lied „Du hattest Deinen Frühling“ (unser Künstlername ist, wie Ihr wahrscheinlich schon ahnt: TAGEBUCH) zu Ende hört. Am besten, Ihr schaut schaut Euch gleich das fantastische Zeichentrick-Video von der großartigen Kati Komic dazu auf Youtube an. Viel Spaß!!
Was Gerhard denkt:
Ja so ist das eben. Ich bin der Brummbär in unserer Beziehung. Und der Job des Brummbären ist es, auf keinen Fall zu enthusiastisch und begeistert auf die Dinge zu reagieren. Egal auf was. Weil, wo kämen wir denn da hin, wenn immer alle wegen allem gleich fröhlich jubilierend und Kringel tanzend außer Rand und Band geraten würden? Dann wären wir ja alle wie unglaublich süße Hundewelpen, die ihre Frauchen nach zweiminütiger Abwesenheit mit überschwänglicher Begeisterung begrüßen (mit Gesicht abschlecken und allem was dazu gehört), so als wären sie ein halbes Leben weg gewesen. Das ist doch wie eine Torte mit viel zu viel Zuckerguß.
Der Brummbär dagegen hält die Dinge konstant. Er ist wie ein Stabilisator, der sich von Stimmungsausbrüchen nicht so leicht aus der Bahn bringen lässt. Übrigens auch nicht von negativen Stimmungen. Auch die kann er einfach wegbrummen. So steht es zumindest im großen Brummbärbuch.
Aber so ist das dann eben auch mit dem Frühling. Der ist eben da wenn er da ist. Und der ist ja auch schön. Aber man muss es ja nicht den Singvögeln gleichtun und jubilierend von Ast zu Ast hüpfen. Das ist ja schließlich deren Job.
Ausserdem hab ich Heuschnupfen….
Gerhard Schmitt ist nicht nur die zweite Hälfte meines Musikduos TAGEBUCH – sondern auch in vielen anderen musikalischen Projekten der sprichwörtliche „Hit“. Ob als Musiker der Blue Man Group, Komponist für diverse Theaterproduktionen oder als Songwriter für Kinder-Hörbücher. Mehr zu und über Gerhard findet Ihr auf :
Und hier der Link zu unserem Lied:
„Du hattest Deinen Frühling“ von TAGEBUCH auf Youtube.
PS: Den Liedtext findet Ihr direkt unter dem YouTube-Video.
Mehr zu unserem LiedermacherInnen-Duo TAGEBUCH findet Ihr auf:
oder unter diesem Facebook-Link.
Und hier der Link zum Instagram-Profil.
KATI KOMIC:
Verfolgt weitere Projekte der Ausnahmekünstlerin auf:
PS: Auch das Titelbild dieses Beitrags ist aus dem, von Kati Komic gezeichneten, Musikvideo.